Manuela Widmer:
Was ist ein „Community Music Drama”?
Schon während meines Studiums am Orff-Institut der damaligen Hochschule „Mozarteum“ in Salzburg lernte ich durch meinen Lehrer (und Vater) Wilhelm Keller die künstlerisch-pädagogischen Möglichkeiten des „Elementaren Musiktheaters“ kennen. Im behutsamen Erarbeitungsprozess erhalten alle Mitwirkenden die Möglichkeit, sich mit ihren ganz persönlichen Fähigkeiten und Wünschen ins Spiel einzubringen.
Diesen Ansatz habe ich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und lade nun für meine Projekte Menschen aller Altersgruppen sowie unterschiedlichster Fähigkeiten zur Zusammenarbeit ein. Mir ist es ein Herzensanliegen, Schulklassen, freie Theatergruppen, Laienchöre sowie Profimusikerinnen und -musiker gemeinsam auf die Bühne zu holen.
Erstmalig konnte ich auf Einladung der Bachgesellschaft Salzburg (unter Leitung des erst kürzlich verstorbenen Albert Hartingers) im Jahr 2006 eine Zauberflötenfassung auf die Bühne des Großen Studios im Mozarteum bringen, bei der eine 4. Klasse mit Integration gemeinsam mit Gesangsstudierenden der Universität Mozarteum sangen, spielten und tanzten.
Das zweite große Projekt dieser Art war das „Halleiner Weihnachtsspiel“, in das ich seit 2014 mit eingebunden war vom EL-Theater und dem Initiator und Leiter Kurt Schwaiger und für das ich 2016 und 2017 die Gesamtleitung übernahm (vgl. www.eltheaterhallein.at ). Dort lernte ich auch die Arbeit von Jakob Gruchmann, dem jungen aufstrebenden Komponisten aus Salzburg kennen, dessen kompositorische Arbeit mich sofort begeisterte.
Vor fünf Jahren entwickelte ich gemeinsam mit dem damaligen SUDHAUS-Vorstand in Hallein erste Überlegungen zu einer „Community-Opera“ im Sinne der „Community-Bewegung“, die aus England stammt und bei der das Ziel ist, möglichst viele Künstler und solche, die es werden wollen (also immer auch Kinder, Jugendliche und Laien) in ein Projekt einzubeziehen. Ich ging auf die Suche nach einem passenden Thema und stieß auf den Kinder- und Jugendroman von Erich Kästner „Die Konferenz der Tiere“, der 1949 ganz im Banne der damaligen Nachkriegszeit des „Kalten Krieges“ als leidenschaftliches Friedensmanifest entstand. Voller Begeisterung machte ich mich an die Arbeit, ein Libretto aus der Geschichte zu machen, nahm Kontakt mit dem Verlag für Kindertheater in Hamburg auf, der die Rechte aller Kästnerwerke vertritt. Schon wenige Wochen später erhielt ich das Einverständnis der Kästner-Erben für meine Textbearbeitung und ich unterbreitete Jakob Gruchmann das Angebot, dazu eine Musik zu komponieren.
Der Begriff „Oper“ schien uns beiden ein wenig zu hoch gegriffen für unser Vorhaben und da ich für meine Arbeit ohnehin lieber vom „Elementaren Musiktheater“ spreche, entschieden wir uns schließlich dafür, einen neuen Begriff zu prägen und gaben unserem Projekt den Namen „COmmunity Music DRAma“ – kurz COMDRA. Warum aber ein englischer Titel? Das liegt an der schönen Doppeldeutigkeit des englischen Wortes „Community“, das gleichermaßen das Gemeinwesen im politischen Sinne wie die Gemeinschaft im sozialen Sinne meint: also ein Zusammenwirken von Menschen einer Region (Dorf, Stadt, Land) auf der Basis gemeinsamer Interessen und Fähigkeiten.
Das COMDRA-Projekt „Die Konferenz der Tiere“ kann in jeder „Community“ aufgeführt werden! Was es dazu braucht, ist ein/e engagierte Musik- (und Bewegungs)pädagog*in mit Interesse (oder Zusatzausbildung) am Theaterspiel, die Kontakte zu Schulen, freien Gruppen (wie Laientheater, Chören) sowie einigen Instrumentalist*nnen (z.B. aus einer Musikschule, Konservatorium, Hochschule) vor Ort aufnimmt, sich um Unterstützung vonseiten der Gemeinde, dem Land und interessierten Sponsoren bemüht und – mutig loslegt!